Andreas Deuschle hat Mitte März die Vorsitzende des Esslinger Lebenshilfe-Vereins, Elke Willi, zum Austausch getroffen. Im Fokus stand etwa die angespannte räumliche Situation in der ambulanten Betreuung und Pflege von Menschen mit Mehrfachbehinderung.

Die Pflege hat nicht nur mit Personalmangel und erheblichem Verwaltungsaufwand zu kämpfen, der insbesondere auf die mit verschiedenen Kostenträgern zu klärenden Finanzierungsfragen zurückzuführen ist. Ein Problem ist nach Angaben von Elke Willi von der Esslinger Lebenshilfe auch, dass es im Landkreis Esslingen keinen Träger für dezentrale Wohnformen gibt.

Gestiegene Baukosten und Personalengpässe erschweren Teilhabe

„Die Teilhabeplanungen für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung und der Psychiatrieplan weisen zwar entsprechende Bedarfe aus“, so Andreas Deuschle. „Die Planungen in Baltmannsweiler für ein Wohnangebot für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit einer Schwermehrfachbehinderung sind aber aufgrund gestiegener Baukosten und der allgemein schwierigen Personalsituation unter den gegenwärtigen Förderbedingungen nicht umsetzbar.“

Des Weiteren fehle es an Plätzen für Erwachsene mit höheren Hilfebedarfen und kognitiven Einschränkungen. Hier werde nach Landkreisangaben mit den Leistungserbringern gegenwärtig ein Kombimodell (Eingliederungshilfe und Pflege) einschließlich Kurzzeitplätze thematisiert, so Deuschle.

Immerhin sei es in den vergangenen neun Jahren gelungen, dass das Land Fördermittel in Höhe von 6,8 Millionen Euro für den Neubau oder die Modernisierung von 280 Wohnplätzen der besonderen Wohnform im Landkreis Esslingen bewilligt. Für neue Maßnahmen stünden jährlich nun 7,5 Millionen Euro zur Verfügung.

Bürgergeld macht Freiwilliges Soziales Jahr unattraktiv

Aus Sicht der Esslinger Lebenshilfe ist auch das Bürgergeld ein Problem, da es ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) inzwischen unattraktiv mache. Dabei hätten viele Pflegekräfte ihre Berufswahl nach einem als bereichernd erlebten FSJ in einer Pflege- oder Betreuungseinheit getroffen. Andreas Deuschle erklärte dazu: „Wenn es finanziell lohnender ist, das Bürgergeld zu beziehen, als für andere Menschen in unserem Land mit anzupacken, läuft etwas gewaltig schief! Sich für den sozialen Zusammenhalt zu engagieren, sollte dem Staat nicht weniger Wert sein als die voraussetzungslose Sicherung des Existenzminimums!“

Land leistet seinen Beitrag für FSJ

Andreas Deuschle erinnert daran, dass das Land seinen Beitrag dazu leistet, um das FSJ auch in Zukunft attraktiv zu gestalten: "Wir erhöhen den Betrag, den die Einrichtungen und Dienste für die pädagogische Begleitung ihrer Freiwilligendienstleistenden vom Land erhalten, von 500 Euro auf 550 Euro je Kopf. Insgesamt stehen im Haushalt 6,85 Millionen Euro für diese Landesförderung bereit, damit auch weiterhin alle von dieser Win-Win-Situation profitieren können."

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